Rolf Schilling
GalatheaFür Leni Riefenstahl
Wenn von Wolkensäumen Weißes Feuer blinkt, Wenn die Wogen schäumen, Mond im Meer versinkt, Wird im Dunst verschwimmen, Was dem Tag entsprang, Münden alle Stimmen In den Abgesang.
Aus dem Laub der Feigen Äugte der Cyklop, Als auf Marmorsteigen Wind die Schleier hob, Doch er beugt sich wieder, Eh das Licht ihn traf, Und er legt sich nieder Wie zu langem Schlaf.
Auf dem Muschelwagen Steht die Lenkerin, Von der Flut getragen Zu der Insel hin, Die kein Tag-umfangnes Aug erspähte je, Nur dein Traum-verhangnes, Göttin Galathee.
Tanzen die Delphine Um das Muschelhaus, Streckt sich Melusine Auf dem Polster aus, Das aus Rohr und Weiden Ihr der Ferge flocht, Bis die Wasser scheiden, Was das Schwert erfocht.
Lorbeer und Zitronen, Lethe-Glanz im Born, Träume der Tritonen, Doch das Muschelhorn, Das mit sanfter Flosse Nachts der Schläfer hebt, Weckt Poseidons Rosse, Daß die Erde bebt.
Aus dem Schlaf gerissen, Bäumt sich der Cyklop, Doch es rührt auf Kissen, Die die Wolke wob, Seiner Brunst Geschäume, Seiner Klage Weh Nicht an deine Träume, Göttin Galathee.
Nimm das Holz vom Bogen, Der von selber tönt, Sei dem Schwan gewogen, Der die Stunde krönt, Der die Purpur-Neigen, Drin dein Fangnetz treibt, Seinem weißen Schweigen Schimmernd einverleibt.
Andre, deren Tage Adlerglanz betört, Halten dir die Waage, Doch dein Herz gehört, Wenn im blau Behauchten Schilf sich regte leis, Einzig dem Erlauchten, Der dich freit in Weiß.
Braune Schatten siegeln Abendlich die Bucht: Wo die Wasser spiegeln Mohn und reife Frucht, Wo den Fels befeuchten Kämme, weiß wie Schnee, Bring dein Gold zum Leuchten, Göttin Galathee.
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