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Rolf Schilling

Die Gaben Arabiens

I

Die mit dem Haschisch und der Algebra
Des Reims Geflecht, Ghaselen und Sonett
Uns offenbart und vor der Kaaba
Die Palme pflanzten und das Minarett -

Sie brachten uns den Gral, die Mandorla,
Und vierundsechzig Felder hat das Brett,
Wo manches Ungemach dem Schah geschah,
Bevor der Schenk ihn tränkte mit Scherbett.

Wo im Serail sich über Säulen glatt
Ein Saum von Spitzen kräuselt, weiß wie Schnee,
Sei du der Springer, setz den König matt,

Und bis die Rose bleicht vor der Moschee,
Wirst du verweilen in der Messingstadt
Und rauchst das Kraut des Traums im Nargileh.


II

Der Sterne Namen kamen uns von da,
Atair, Deneb und Aldebaran,
Es zehrt von deinem Glanz, Arabia,
Der Schwan auf dem west-östlichen Divan.

Fata morgana, wer dich strahlen sah,
Traut in der Wüste falschem Talisman,
Doch bläst der Chamsin aus der Hammada,
Wird Wasser Sand und Wiederkehr ein Wahn.

Weit besser ists, bei Wein und Spezerein
Zu wähnen, daß der Derwisch dich erseh
Zum Tanz, und Huri lädt den Dichter ein,

Im Schatten von Jasmin und Aloe
Zur Mitternacht ihr Haremsgast zu sein,
Mit Gold im Haar und Ambra im Kaffee.


III

Von seiner Höhe ruft der Muezzin
Die Gläubigen am Abend zum Gebet.
Der Sänger schlingt den Schal von Musselin,
Der, seinen Zeilen gleich, in Wolken wht,

Zum Reim - wer dem Kalifen Rosmarin
In Sprüchen sandte, schweigt vor Mohammed,
Und wer die Dschinn erblickt hat im Rubin,
Wird erst, wenn Haschisch ihn enthemmt, beredt.

Makemen rahmen Namen ein wie den
Des Meisters, der uns von Hariri sang,
Du wirst die Heere des Propheten sehn

Mit Ariost, und blind im Schlaf-Umhang
Mit Borges durch den Spiegelsaal zu gehen,
Dankst du dem grünen Banner, das er schwang.


IV

Der liebt das Weib, der schöpft bei Knaben Luft,
Der schätzt die Bärte, der des Busens Schnee,
Doch über allem Wandel schwebt der Duft,
Den uns Arabia spendete von je.

Wo Lilien ranken aus der Marmorgruft
Und Rosenblätter schwimmen auf dem Tee,
Wird, wenn der Weihrauch auf dem Rost verpufft,
Und Narde freund und Würze unserm Weh.

Scheherezade spricht zum König: Komm!
Und flicht ein güldnes Band am Teppichsaum
Der Sage, wenn der Silbermond erglomm,

Und unter Myrten gibst du dich im Traum,
Bestreut mit Myrrhe, Zimt und Kardamom,
Dem Tiger hin und spürst die Klaue kaum.


V
In memoriam Kaiser Friedrich II.

Vor allen Schätzen aber, die uns gab
Arabien, sei des Reimes Ornament
Gerühmt: Selbst wer die Runen Stab an Stab
Einst reihte, lenkt den Blick zum Orient

Und wird, sich neigend vor des Meisters Grab,
Im Gleichlaut schließen, was im Sinn getrennt,
Auf daß das Ohr am Klangspiel sich erlab
Und Geist erfasse, was das Herz erkennt.

Wie seltsam, daß der Schöpfer des Sonetts
Jetzt im Kyffhäuser träumt - von welchem Wort,
Das ihm zum Reim fehlt? Beug dich und verletz

Den Traum nicht - wer, gebannt am Schattenhort,
Die Worte wob nach gültigem Gesetz,
Wird sie auch fügen für den Schluß-Akkord.