Uwe Lammla
FarbenWenn sich das Licht zerteilt und einen Fächer Gebiert, der sich gefällt im Regenband, Schaust du beglückt, wie über Hain und Dächer Der Himmel seine Herrlichkeiten spannt.
Nicht nur das Ganze überragt die Teile, Auch jeder Teil ist eigentlich und ganz, Vergeblich ist das Grübeln nach dem Heile, Jedoch die Schöpfung sagt dir stets, sie kanns.
Was lebt, will Vielfalt, und noch im Bizarren Erkennst du seine Liebe zum Detail, Drum sollst du nicht der Offenbarung harren, Die allensorts, so nur dein Blick verweil.
Die Wiese färbt der Lenz, um uns zu grüßen, Mit Krokus-Blau und Osterglocken-Gold, Bald wird dir Mohn die Lust im Korn versüßen, Und drüber weißen Wolken-Lämmer hold.
Die Farben sind die Schwingungen der Seele, Das Braun der Erde, die uns trägt und nährt, Im Bann der Rose stocken Schritt und Kehle, Doch Flieder macht uns leicht und unbeschwert.
Olivenzweige trägt der greise Seher, Und Buchenrot gemahnt an Vorwelt-Traum, Der Ruß weist auf die Runenschrift noch eher, Als dich das Meer beruft mit Silberschaum.
In Stein und Blume wie in Hof und Ställen Begleiten dich die Farben durch den Tag, Ob sie sich leuchtend oder falbend hellen, Das Aug nicht immer ganz entscheiden mag.
Sie decken nicht, sich andren zu verfeinden, Das Edle ist dem Schlichten einverleibt, Der Mensch muß nur sich selber eingemeinden, Daß ihn der Herr mit Gold und Blut beschreibt.
Sie suchen nicht die Reinheit des Sublimen, Die Blüte dankt sich Untergang und Mühn, Und fester als an deinem Sack der Riemen Gegründet ist das zarte Lindengrün.
Der Grieche sieht im Tod, daß Licht und Farbe Ihn lassen, und stellt dies der Freude gleich, Der Christ erkennt in jeder goldnen Garbe Die ihm gedeiht, das ganze Gnadenreich.
Er stellt sein Tun in lebensfrohe Sphären, Darin das schmale Feld, das wir bemühn, Schattierung ist wie Mutterkorn an Ähren Und läßt sich heiter den Verwandlungsblühn.
|
|