Helmut Bartuschek
Die KräheEine einzelne Krähe Fern von anderen Krähn - Mir ist, als hätt aus der Nähe Ich sie schon etwo gesehn.
Sie stakt mit steifen Füßen Über den Rasen, den der Reif überweißt: Und sie nickt, als wollte sie feierlich grüßen Der Ödnis waltenden Schicksalgeist.
Sie schreibt, was vom Nebel, dem schwebenden, Dem Herrn der Höhe, ihr geboten, Sie schreibt mit ihren sich hebenden Sinnritzenden Krallenpfoten: Das Lebendes zu den Lebenden, Das Tote zu den Toten...
Sie schreibts auf den rauhreifglitzenden Rain, Dunkel zu lesen für mich und für euch, Sie zeichnets in alle Erde eine, Und die Stille liest es mit im Gesträuch...
Im Gesträuch, im starren, erbebenden, Drin Glasperlen von Totenkränzen, Die Berberitzen glänzen und klirren, die roten: Das Lebende zu den Lebenden, Das Tote zu den Toten...
So schreibt sie und reiht Schief und vage hin, Was nicht da ist, nur prophezeit Von der wiederkehrenden Weissagerin Aus der dämmrigen Nebelzeit.
Aufgeplustert in ihrem Rätselsinn, Vom Wind, der die Federn durchstreicht, Hält sie ein, die dunkle Kritzlerin, Äugt lauernd her: Ob wer schauernd in Ihrem Totenorakel, ihrem Pfotengekrakel Sich erlese End und Beginnn?
Dank sei dennoch ihr, dem düsteren Boten, Dank ihr, der Weisung gebenden: Das Lebende zu den Lebenden, Das Tote zu den Toten...
Das Lebende zu den Lebenden, Das -
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