Timo Kölling
NigredoWir standen in der Nacht auf unserm Hügel Und blickten auf das seltsame Getriebe, Wie fern es war als ob nichts haften bliebe, Wenn einst gebrochen sei das heilige Siegel.
Hier ist, wo wir zur Bruderschaft uns koren In einer Frühlingsnacht, in der von Treue Wir sprachen, und von jener Macht der Reue, Der niemals zu ergeben wir uns schworen.
In heimlichen und schamvoll scheuen Fluchten Entzündeten wir alle unsre Lichter, Im Schein, der mühsam hellte die Gesichter, Erschienen wir uns in geheimen Schluchten,
In die kein Gran des Menschentreibens dringen, Noch je ein unbefugtes Auge blicken, Noch spähen könne - anderen Geschicken Gelobten wir im Fackelschein zu singen.
Jetzt stehen wir wie einst, während Getöse Vom Tal, von wo die Lichter weithin leuchten, Und wo die Menschen uns Gespenster deuchten, Erschallt wie ferner Traum dunkel und böse.
Wir lassen aus Vergangenem erklingen, Die Töne, die wir einst so tief gesogen. Doch ist der Zauber längst nicht fortgezogen? Gilts nicht, um gänzlich anderes zu ringen?
Du spürst, mein Blick verwundet dich im Grunde. Wie soll auch diesen Schmerz ich noch ertragen? Du weißt, daß ich verzichte auf das Fragen Und mir genügt die offenbare Kunde.
Ich blicke dir wie damals in die Augen Und hoffe, daß sie Horizonte wähnen, Doch ich erkenne einzig falsche Tränen, Die sich aus einem toten Holze saugen.
Was schafft die die Gewohnheit, dran zu hängen? Ich sehe wohl, du stehst auf fremder Seite Und willst das neue Wort nicht zum Geleite, Darum wird mir so müd bei deinen Klängen.
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