Uwe Lammla
Iweins MinneliedSo sei es, hab ich zwar nicht Klampf und Harfe, Ist meine Stimme hell und meine Reime, Die brauchen weder Mummenschanz noch Larve, Denn solches lernt ich schon beim Haferschleime, Ich ging zu Artus Hof, weil seine Runde, Im Festland und auf allen Inselriffen Bekannt und höchstes Lob aus jedem Munde Verbuchen kann, die Jungfraun einbegriffen, Doch wenn ich ansah dort die reinsten Bäche, So trieb mich doch die Sehnsucht nach der Quelle, Wer gegen Strom schifft, haßt die kleinste Schwäche Und hebt den Blick nur immerfort ins Helle, Dort war ein Bild der Weiblichkeit, den Engeln Beschämung, da sie dies nicht preisen dürfen, Und ich befand selbst Nachtigalln am Quengeln, Weil ich erpicht, allein das Bild zu schlürfen, Holdseligkeit, das Haar, das Laub des Leibes, Es rief mir zu: Du bist am Ziel des Mannes. Ich sagte meinem Minnelied: Beschreib es, Doch nur ein Gran vom hohen Glück gewann es. Wenn es versucht, die Reize aufzuzählen, Mit denen euch die Götter ausgestattet, Wärs schwer, die Reihenfolge auszuwählen, Und schwerer End, eh jedes Ohr ermattet. Für alle Welt setzt ihr die Sonnenseite, Hephaistos hätt Pandora eingemottet, Schlüg ihn der Glanz von eurer Oberweite, Die Hüfte, die der Schaumentstiegnen spottet, Wärt ihr dem Schöpfer, ehe Sonn und Himmel, Er hätte auf ein Weitertun verzichtet, Denn aller Reiche Vielfalt und Gewimmel Wird ganz von euerm Augenglanz vernichtet. Ihr seid die Anmut selbst und alle Musen Vereint die edle Formung eurer Glieder, Wie Strudel Schwimmer zieht der feste Busen, Ich ließ mein Leben gern an eurem Mieder, Euch dienen will ich stets auf jedem Posten, Die Hölle hat nicht Glut wie mein Verlangen, Und sollte es die Ritterehre kosten, Ich bin von euern Lippen ganz gefangen, Ich blute und ich werde selbst zur Quelle, Mag mich eur warmes Nahn nicht herrlich stillen, Ich knie und tus sofort und auf der Stelle, Erahn ich nur den Hauch von eurem Willen.
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