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Uwe Lammla

Kretischer Hirt

Er weiß sich fest und froh in seiner Welt,
Von deren Gipfeln man die Ufer schaut,
Sein Haar ist weiß und Morgendunst-betaut,
Er tut seit Urzeit nur, was ihm gefällt.

Er hegt die Tiere seit der Niederkunft
Und hat für sie manch grimmer Fahr getrotzt,
Sein Frühstück, das von Waldes-Honig strotzt,
Läßt er den Göttern nicht, doch alle Brunft

Von Menschen, Schafen, Ziegen, Federvieh
Erscheint ihm dem Geheimnis abgeschaut,
Das wolkig sich am Horizonte braut.
Zwar gibt es Unterstände da und hie

Und manche haben Krüge starken Weins,
Daß er im warmen Fell der Herde träumt,
Es gibt nichts, was ihn ruft, was er versäumt,
Bis Hermes kommt und macht mit Lethe eins.

Hochebnen, wo er streift und nichts vergaß,
Das Grün ist oft verbrannt und nährt gering,
Am Waldsaum, hin er manche Male ging
Im Juli, wächst das saftigere Gras.

In Senken, wo das krautige Gewächs
Und Gräser aller Arten seiner Schar,
Die, als er jung, noch nicht so zahlreich war,
Wohl munden, weilt er, Souverän und Rex.

Kaum neidet ihm ein Feind das karge Land,
Der Herde wird ein Erbe sein - wer weiß,
Ob der sie forttreibt oder Pans Geheiß
Ihn an den Ort, der sie geschaffen, bannt.

Der Sturm ist ihm ein Lächeln, doch der Blitz,
Der jäh in rasch verfärbtem Himmel reift,
Erscheint ihm so, als ob ein Gott ihn greift,
So wie des Jungtiers Mutter den Besitz.

Er hat vergessen, wann ein Mann ihn trifft,
Die Fischer kommen selten ins Gebirg,
Und daß ihn eine Nymphe leicht bekirk,
Nimmt er mit Mutwill von den Kräutern Gift.

Er findet Gold aus der Kroniden-Zeit
Und schmückt damit die Bronze-Glocken so,
Daß ers bereut, weil sie nun minder froh
Zur Trift ihn rufen auf die blonde Weid.

Er stirbt gelassen, weil er immer tut,
Was sein muß, und in seiner Sphäre bleibt,
In ihm hat sich ein linder Wind verleibt,
Der schlichten Mutes und im Herzen gut.

Wenn dunkles Blut ihm seine Adern bläht,
Bläst er die Flöte Pans und die Schalmei,
Er weiß nur, daß er Gottes Kind und frei
Und daß es gradso früh ist wie es spät.