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Rolf Schilling

Die Stimmen

Der Holder ist an Gruft und Blut gebunden.
Er träumt am Ufer, dunkel wie das Tier,
Das zu ihm sprach: »Dir soll der Wermut munden.
Um deine Säule, die der Sonnen-Stier
Verließ, hat Erdas Schlange sich gewunden
Als Hüterin am inneren Menhir.
Im Weiherschilf, wo süß die Unke läutet,
Empfang den Spruch und laß ihn ungedeutet.«

Der Quester aber kommt aus edler Sphäre.
Er lebt im Licht, im hellen Element.
Er atmet, bis der Glänzer ihn verkläre,
Vom Balsam, den Apoll ihm spendet. Nennt
Der Ferge, der ihn hegt auf leichter Fähre,
Das Ziel der Fahrt, eh Neptun den Trident
Erhebt, Aquarius des Hauses Pforten
Ihm auftut, später Himmel Gold zu horten?

Der Holder spielt im Dämmer mit Skorpionen.
Der Quester hat den Widder sich erkiest.
Doch wird die Schnitterin den Spieler schonen,
Solang der Mohn blüht, und der Hüter schließt
Das Tor erst, wenn im Hochzeitsflug der Drohnen
Die Welt von Gold und Purpur überfließt
Und alle Himmel tönen, bis im Hagen
Der Holder kniet, den Questenkranz zu tragen.

Der Quester ist vom Holder nicht zu trennen.
Wenn Mistel weiß entspringt im Wipfelgrün,
Wird überm Quell der Lilienkelch entbrennen,
Daraus zur Mittnacht rote Funken sprühn.
Der Holder wird im Quester sich erkennen,
Der Quester wird in Holders Haft erblühn:
So öffnen sie, wo nachts der Salamander
Erglüht, ihr Herz und strömen ineinander.

Zwei Stimmen gehen, die dunkle und die helle,
Im Rausch der Falternacht ihr Bündnis ein,
Vermählt, vertauscht, verwoben wie die Welle
Dem Duft des Zephirs, der sich neigt im Hain.
Der Holder schöpft den Nektar aus der Quelle.
Der Quester pflanzt sein Schwert am Echsenstein.
Und nur der Blüher von verwandtem Stamme
Spürt, wer sie sind: ein Mund und eine Flamme.

Orion setzt sein Wild auf ihre Spuren.
Aurora säumt mit Rosen ihren Pfad.
Zu ihren Häupten ziehn die Dioskuren.
Auf ihren Feldern reift die Sternen-Saat.
Ein großer Odem wogt, da sich azuren
Die Hyder aufbäumt, Pfauen schlagen Rad,
Wo Zwillings-Adlern gleich, die sich beschwingen,
Zwei Stimmen stehn, den einen Traum zu singen.