Rolf Schilling
Spätes WortSpätes Wort, von Säulenschäften Bröckelnd, Steinen, die der Regen Reinwäscht, flüchtig aufgetragen, Spätes Wort, mit Elsterfedern In den kalten Wind geschrieben, In das Wasser wie der Name Dessen, der zur Hirtenstunde Welker Himmel Gold erträumte.
Aber immernoch und wieder Ist es eine Opfergabe Auf dem Tisch der alten Götter. Noch verstörmt wie Gold ihr Odem. Noch verwandelt sich die Asche Unaufhörlich in die Rose. Noch verwandelt sich in Feuer Nackter Fels, vom Wort getroffen.
Nicht vom Seim der Purpurtrauben Sei das Opfermahl bereitet: Ach, es sind die alten Götter Mit Geringerm nicht zufrieden Als dem Blut, das wir vergießen, Wo sich Pan, der weiße Widder Mit dem Sonnen-Stier verschwistert, Daß Gesang sei bis zum Abend.
Grausam sind der Götter Spiele. Wer sie spürt im Ungetrübten Wird, von ihrem Glanz geschlagen, Blind sich im Gestrüpp verlieren. Doch sie schützen uns hienieden, Doch sie hüten Horst und Herde, Geben Atem deiner Stimme, Lassen blühen, was gesät war.
Was der Frühste dir verkündet, Wird der Späteste gewähren. Er, den nie ein Schatten streifte, Hat sein Gold dir zugewogen, Und dein Wort, das ihn bedeutet, Gleitet über Lanzenspitzen, Funkelt über Drachenschlünden Zart wie ein Libellen-Flügel, Hart wie Damaszener Stahl.
|
|