Florian Kiesewetter
Harz du holdes SagenlandI
Gott soll segnen dich und alle, Die dem Brockentraum verwandt, Lied auf Lied zum Ruhm erschalle, Harz du holdes Sagenland! Segen sei für Fels und Flüsse, Segen Grotten, Aun und Quelln, Ich verschwende meine Küsse Auf den Saum der Bodewelln.
Welcher Tann ist zauberhafter Als der Elf von Rübeland? Reicht zu Sprüngen nicht der Klafter, Ist der Besen hier zur Hand, Auf den Blocksberg mußt du fahren Jährlich zur Walpurgisnacht, Was zur Hölle ist gefahren, Mittnachts unterm Monde lacht.
Zwerge werken tief im Quarze, Silber aus den Schrunden schaut, Von dem Reichtum raunt im Harze Ginster zu dem Habichtskraut. Eichelhähers Moos im Neste Mischt dem Traum das Salzgetropf, Und wenn du betrittst die Feste, War die Pracht schon längst im Kopf.
Angelit und selbst Korallen Schaust du staunend untertag, Reicher noch ist ausgefallen, Was im Raum des Geistes lag, Wo der Hangwind fällt die Fichten, Aus dem Netz Forelle springt, Hat der Seher viel zu dichten, Weil hier auch der Schäfer singt.
Jede Scheune, jeder Weiler Jede Mühle, jedes Tal Spricht von Riesen und vom Heiler, Niemand kennt der Sagen Zahl, Sie sind nicht nur Not und Sorgen Kleiner Leute hier am tun, Reich und Kaiser müßten borgen, Läg nicht Gold in Harzer Truhn.
Darum will ich nicht verschweigen Daß ich solcher Heimat froh, Wo sich Feuersteine zeigen Mit dem Zeug zur Osterloh. Was mir je zum Lied gediehen, Ist geschuldet Harzer Sinn, Und der spricht: Ich hab verziehen Weil ich doch unendlich bin.
Wo Frau Holle ist zu Hause Sorgt sie, daß nicht unbeweibt Sei der Dichter in der Klause, Der zu ihrer Ehre schreibt: Fabeln schienen sie entsprungen, Die ich fand in Dorf und Stadt, Hab ich einmal ausgesungen, Werd ich nicht die Liebe satt.
Springt der Quell in einer Mulde, Wähn ich schon ein blondes Haar, Daß sich der Gesang gedulde, Meint nur, wer nie trunken war. Dies kann nicht im Harz geschehen, Wo der Wind Legenden raunt, Wo die Götter sichtbar gehen Und der Sterbliche nur staunt.
Hier nennt sich mein Geistversprüher, Romkenhaller Wasserfall, Meint man, Wunder gabs nur früher, Trank man nie sein Traumgelall, Dem, der wie vor Zeit die Goten Meinen tiefsten Traum verstand, Hab ich meinen Gruß geboten: Harz du holdes Sagenland.
II
Ich singe stets mit ganzer Kraft Und tu nichts ohne Leidenschaft, Ich bin da Prügel schon gewohnt, Gleichwohl ich weiß, der Einsatz lohnt, Dem Sänger frommt die Lippe rot, Er spricht von Liebe, Treu und Tod, Das Volk ist launig wie ein Gott Und meistens siegt der alte Trott.
Ich sing mit Feuer und mit Blut, Ob meine Verse schlecht und gut, Hab ich zu prüfen nicht die Zeit, Doch Liebe fand mich stets bereit, Drum kann gerecht mich richten nur, Wer sie im Übermaß erfuhr, Wer frei war, sich die Wahl zu traun, Wer griechisch nannt sein Vorbild Faun.
Im Harz liebt nicht der Mensch allein, Die Vögel wollen trunken sein, Schau, wie dem Tann der Liebreiz poch, Nur Adler spähen schärfer noch, Wer hier mit Stein und Blume schwingt, Der trauert tief, bis daß er singt, Gesang ist nichts als Freisein leicht, Drum meine nie, die Verszahl reicht. Den Göttern und den Genien all Im Klammtal und am Wasserfall, Sei Dank und Treue bis zum End, Bis niemand meinen Namen kennt. Die Heimat steht vor aller Wahl, Nicht übertrumpfen Ruhm und Zahl Was mir Harz an Wundern bot, Noch schmälerns Untergang und Tod.
Was die Geburt erhob zum Eid, Und wär es nichts als Schmerz und Leid, Ich könnte niemals was bereun Und in der Fremde mich erneun. Ich seh im Harz den Morgenstern, Ich heul hier mit den Hunden gern, Ich singe stets mit ganzer Kraft Und tu nichts ohne Leidenschaft.
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