Uwe Haubenreißer
Et in Arcadia egoI
Im bunten Lärm der Gassen, Drin Menge sinnlos schäumt, Steht einer da, gelassen, Und lächelt nur und träumt.
Sie alle, die nicht gelten, Die stumpfer Zwang nur müht, Erahnen nicht die Welten, Das Reich, darin er blüht.
Er steigt durch Schnee-Arkaden, Die nie ein Wacher fand, Zu lichten Esplanaden, Azuren überspannt.
Im Glast von Gletscher-Firnen Entrückt aus Zeit und Welt, Hinauf zu den Gestirnen Hat ihn ein Ruf bestellt –
Verstummen muß der Spötter Geschrei. Der Tag verrauscht, Da er dem Sang der Götter Und ihrer Stille lauscht.
II
Lohes Wort im Abendglühen Stehst du, silben-überschwemmt, Unter ihnen und willst blühen: Doch ihr Auge mißt dich fremd.
Kränze flichst du – wen zu krönen. Strophen lallst du – wem zur Lust. Niemand lauscht den trunknen Tönen Die du bebend singen mußt.
Wo nur Gräser dich begreifen Sollst du schweifen im Geraun Und dein bilderschweres Reifen Dunklen Felsen anvertraun.
Mattes Blau verfrühter Schlehen Kelterst du zu herbem Wein – Doch die Nächte zu bestehen Tunke Mohn in Wolfsmilch ein.
Weißer Schlaf, veraschte Gluten, Traumlos sankest du ins Meer – Endlich, aus Vergessens Fluten, Hebst das Haupt du, blaß und leer.
III
Nun füll den Krug und würze Den Wein zu Lethe-Trank: Die Parzen lieben Kürze Und wollen keinen Dank.
Dein letztes Wort – verschweige. Was noch am Herzen zehrt, Gilt nichts, wenn erst zur Neige Den Becher du geleert.
Im Garten summt die Imme Um einen Hasel-Trieb: So tönt die letzte Stimme, Die dir vom Chor verblieb.
Den Bogen spannt Astarte, Von Firnen stäubt der Schnee, Schon gleitet die Standarte Aus deiner Hand: Verweh
Und folge dem Geleite, Wenn auch das Auge schwimmt, Ins Unbemessne, Weite, Darin dein Traum verglimmt.
|
|