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Uwe Haubenreißer

Gevatter

I

Zuerst schickt er dir nur Adnoten
voll Höflichkeit und Eloquenz -
er respektiert die Sterbequoten
und zeigt nicht seine Allpräsenz.

Doch hält er längst schon Residenz
in deinem Saft, dem warmen, roten ...
Du aber lebst aus tausend Schloten
und pfeifst auf jede Konsequenz.

Hinfort mit Regeln und Geboten!
So spottest du der Eminenz.
Du bist ein wohlgemuter Stenz
und buckelst nicht vor dem Despoten.

Nun aber kommen seine Boten,
mit ungeahnter Renitenz
das letzte Stündlein auszuloten:
Wann, glaubst du, folgt die Audienz?


II

Die weißen Kittel murmeln kryptisch
von mir und meiner Innenwelt:
Ins Neonlicht, apokalyptisch,
hat man mich vor sie hingestellt.

Die Arme vor. Nun zwei, drei Schritte.
Ob er auf einem Bein sich hält?
Den Finger auf die Nasenmitte.
Die Zunge raus? Kommt wie bestellt.

Ich schau sie an und möchte schmunzeln,
doch hat ein Blick es mir vergällt:
Es glotzt aus ihrem Stirnerunzeln
die Fratze, mein - gelähmt, entstellt.


III

Den ersten Schlag hast du bestanden,
der ohne Warnung niederschlug.
Doch wird der Gegner weitre landen?
Dir war der eine schon genug.

Vielleicht will er dich nur verwunden?
Und tänzelt immer noch im Ring,
auf daß er dich - nach drei, vier Runden -
zum Knockout in die Seile zwing?

Er ist der Meister aller Klassen.
Sei Fliegen-, Mittel-, Schwergewicht:
Du mußt ihm alle Titel lassen -
und Niederlagen kennt er nicht.

Sein erster Schlag hat gut getroffen.
Doch boxt du dich bis Runde zwei,
dann darfst du guten Grundes hoffen,
daß es nicht deine letzte sei.